TOP Magazin (2010)
EIN MANN SOLTLE NICHT GESTYLT AUSSEHEN!
Zu einer MENS´ Edition gehört natürlich auch die Frage: Was macht einen Mann aus? Wir haben sie einem gestellt, der die unterschiedlichsten Männer einkleidet – vom Bankenvorstand bis zum DJ: dem Designer und Herrenausstatter Cem Mustafa Abaci.
Text: Natalie Rosini, Fotos: Daniel Woeller
Gleich die erste Frage ist ein Volltreffer. Allerdings in die falsche Richtung. Auf die Frage nach dem aktuellen Modetrends für den Mann erklärt Cem Mustafa Abaci: „Ich bin eigentlich vollkommen weg von der Mode. Heute Cowboy, morgen Indianer – das ist nicht mein Ding. Ich kann doch nicht verwerfen, was ich noch in der letzten Saison propagiert habe.“ Statt die Revolution zu praktizieren, so seine Definition für Mode, verstehe er seine Arbeit als Evolution. „Meine Kollektionen bauen auf dem Bewährten auf, entwickeln sich weiter.“
Seine Frisur – das schwarze, welligen Haar halblang und glänzend – und vor allem sein akkurat gestutztes Bärtchen erinnern ein wenig an Errol Flynn. Auch sein Kleidungsstil erinnert an die Eleganz längst vergangener Zeiten. Um welche Zeit handelt es sich, wollen wir wissen. „Ich liebe den Stil der 60er und 70er Jahre. Das Reduzierte, die schmalen Silhouetten – das ist auch in meinen Kreationen erkennbar. Zudem bin ich ein Fan der futuristischen Tendenzen aus jener Zeit, diesen unverwechselbaren Future-Look wie bei Thierry Mugler.“ Und sahen die Männer früher besser aus? „Nicht unbedingt. George Clooney beispielsweise ist von Kopf bis Fuß ein guter Typ. Er ist auch so ein Mann wie Cary Grant oder Sean Connery, der nicht rufen muss, um bemerkt zu werden. Das ist heute sicher seltener, aber es gibt sie noch: Männer, die wie aus dem Ei gepellt aussehen, aber eben nicht angestrengt oder gestylt.“
Er trägt einen hellen blaugrauen Anzug aus feinem Flanell, darunter – es ist kühl in Frankfurt!-, einen zarten beigefarbenen Kaschmirpullover mit Stehkragen. Natürlich sitzt alles perfekt, oder wie Cem Mustafa Abaci gerne konstatiert, „wie ein Handschuh“, bis zu den handgenähten Chelsea Boots von Santoni. Nun ist natürlich nicht jeder Mann so stilsicher wie er. Was gehört denn nun in den Kleiderschrank eines Mannes? „Ich möchte ganz bestimmt niemanden irgendwelche Vorschriften machen“, zögert er, „doch wenn es nach mir geht, braucht ein Mann mindestens einen Anzug. Und wenn´s wirklich nur einer ist, dann in Schwarz. Weitere Farben wären Blau oder Grau. Zudem sollte jeder Mann einen Smoking besitzen, und natürlich weiße Hemden.“ Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Und eine gut sitzende Jeans auch.“ Gibt es denn umgekehrt auch modische No Goes für Männer? Dürfen Männer Schmuck tragen oder Taschen? „Auch hier kann ich nur für mich sprechen. Ich würde zum Beispiel niemals Sneakers zum Anzug tragen. Und was den Schmuck betrifft: Ich persönlich trage keinen. Dafür lehne ich Taschen nicht ab. Allerdings trage ich nur eine, wenn ich sie brauche. In den Innentaschen meiner Anzüge sind ist meist genug Platz für die wenigen Dinge, die Männer immer dabeihaben.“
Cem Mustafa Abaci bezeichnet seine Mode zusammenfassend als „sehr realistisch. Sie muss im Alltag praktikabel sein. Das heißt, sie muss Form und Funktion perfekt verbinden, und sie muss den Stil meiner Kunden zum Ausdruck bringen.“ Und diese könnten, wie eingangs erwähnt, unterschiedlicher nicht sein. Der Investor und Paradiesvogel Ardi Goldman, der auch schon mal gerne zum Blumenmuster auf Samt greift, gehört ebenso zu seiner Klientel wie die Hoteliers Micky Rosen und Alex Urseanu oder Eintracht Manager Peter Fischer. Nun hat der Modemacher zusammen mit dem Fotografen Daniel Woeller einen Bildband publiziert, in dem einige bekannte „Abaci-Männer“ zu sehen sind, die alle eins gemeinsam haben: „Sie tragen keine Mode, sie verkörpern ihren eigenen Stil.“
EXKLUSIV FÜR DIE MENS´S EDITION VON TOP MAGAZIN FRANKFURT STELLTE CEM MUSTAFA ABACI EINIGE DER FOTOGRAFIEN AUS SEINEM NEUEN BILDBAND ZUR VERFÜGUNG.